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Zwei Elefanten in Brixen

Die Brixener Elefanten und der Konstruktivismus

Hermann Will |


 

 

Unsere METHODE WORKSHOP und „anders als üblich!?“ waren Thema einer Ideen-Werkstatt für eine buntgemischte Südtiroler Moderatorinnen- und Trainercrew in Brixen. Ein WUP-Leib- und Magenthema. Alles wunderbar: engagierte Teilnehmer, ein barocker Pferdestall als Schulungsraum, eine Stadt, die Lust zum Schlendern macht und als Besonderheit zwei „Elefanten“ mit vielen Bezügen zu unserer Arbeit.

 

 

Elefant im gotischen Kreuzgang in Brixen

 

Der Kreuzgang des berühmten Doms ist voll bunter Fresken mit biblischen Szenen aus dem 15. Jahrhundert – belehrende und erbauende Visualisierung fürs Volk, das nicht lesen konnte. Im Gewölbe der dritten Arkade findet sich ein ungewöhnlicher „Elefant“ – eher ein Pferd mit Trompetenrüssel und Schlappohren. Auf seinem Rücken ein Gefechtsturm mit bewaffneten Rittern. Unter dem Tier der judäische Priester Eleazar, der den syrischen Kriegselefanten bei einer Schlacht nahe Jerusalem gleich töten wird.

  

 

Leonhard von Brixen wusste es nicht besser

 

Der Freskenmaler Leonhard von Brixen kannte die Eleazar-Überlieferung, hatte aber 1470 keine Ahnung, wie makkabäische Krieger gerüstet waren und von Elefanten wusste er nur vom Hörensagen. Also entstand ein fantasievolles, imaginiertes (für uns witziges) Fabeltier.

Weil in Brixen damals niemand Genaueres über Elefanten wußte, war der „Pferdophant“ für alle ganz in Ordnung. Lustig sollten wir uns darüber heute nicht machen: Über Rüsseltiere sind wir jetzt (vielleicht) klüger, aber welche Bilder haben wir im Kopf über andere Phänomene – über „Lehren und Lernen“ über „Event- und Führungskultur“ oder über „Nachhaltigkeit“? Sitzen wir da vielleicht nicht auch Misch- und Fabelwesen auf? Sind wir nicht auch – wie damals Leonhard von Brixen – von der Richtigkeit unserer …..phanten überzeugt?

  

 

Und dann kommt 1551 ein echter Elefant nach Brixen

 

Im Dezember 1551 kam dann auf der Durchreise nach Wien ein echter Elefant für knapp 2 Wochen nach Brixen – allseits bewundert. Er marschierte im Gefolge des Erzherzogs Maximilian von Österreich und war ein Abschiedsgeschenk des Königs Johann III. von Portugal an seinen Neffen Maximilian. Als der Tross samt Tier wieder abmarschierte, benannte der Wirt sein Haus flugs nach dem ungewöhnlichen Besucher, und so feiert das edle "Hotel Elephant" in Brixen sein über 450-jähriges Jubiläum.

 

 

Die Brixener Elefanten und der Konstruktivismus

 

Der echte Elefant 1551 hinterließ einen bleibenden Eindruck. Das Brixener Hotel Elephant hat ihn an seiner Außenfassade als Fresko verewigt. Aber ist dieses Katzenkopf-Tier wirklich „der“ Elefant?

Nicht nur Vertreter konstruktivistischer Lerntheorie freuen sich über solche Bilder, zeigen sie doch, dass Wissenserwerb immer schrittweise geschieht und Einpassung des „Neuen“ in vorhandene kognitive Stukturen bedeutet. „Wissen“ kann man nicht einfach so „weitergeben“. Und den Brixenern von damals hätte der Spruch „Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte“ auch nur bedingt weitergeholfen. Warten wir also auf den nächsten „Elephanten“ – nicht nur in Brixen.

 

 

Mail an den Autor: will@wup.info